Τα παιδιά του Πειραιά

Von Piräus aus, genauer vom alten Hafen Neas, wo wir einige Tage lagen, hätte es sich, so dachten wir, angeboten, zur Unterhaltung der Handvoll Besucher unserer mit so vieler Mühe gepflegten Internetseite sozusagen als Treuebonus einen link zu Melina Mercouris legendärer Gesangseinlage in Dassins Komödie Ποτέ Την Κυριακή (Sonntags… nie!, Griechenland 1960) einzubauen, wie wir ähnliches ja schon gelegentlich unternommen hatten. Als zweifacher Anachronismus, so meinten wir, würde es sowohl zum Ort wie auch zu Seefahrt und Reise und somit denkbar gut in den Rahmen unserer verstreuten Betrachtungen passen – und außerdem meint Borges, die Wirklichkeit liebe die Symmetrien und die leichten Anachronismen (wobei dieser hier allerdings ein eher schwergewichtiger gewesen wäre).

Ein Blick auf die besagte Sequenz brachte uns jedoch rasch davon ab – sie erwies sich als von so rundherum fragwürdiger Qualität, daß wir sie niemandem zumuten wollen. Zugegeben, die Beine der Mercouri sind einen Blick wert, doch allein schon die penetrante Beiläufigkeit, mit der Dassin sie dem Zuschauer unter die Augen reibt, dämpft das Vergnügen gewaltig, mehr noch aber die Ansammlung von Unbeholfenheiten sowohl aufseiten der Schauspielerin mit ihrem offensichtlich arg beschränkten Ausdrucksrepertoire, als auch, was die ungeschickte Dramaturgie und das mangelnde Gefühl für Rhythmus bei der Regie betrifft, der nicht einmal die Krücke der von Manos Hadjidakis’ Musik auf die Sprünge zu helfen vermag. Das Faß zum Überlaufen bringt schließlich das so zusammengestoppelte wie ironiefreie Aneinanderreihen von Versatzstücken aus dem Fundus der erotischen Verklemmtheiten beim Versuch, die Mercouri als die Männerphantasie des erotischen Prachtweibs mit Hausmütterchensehnsüchten in Szene zu setzen – Gemeinplätze sind hier aufeinandergetürmt, an deren Zustandekommen dieser Film selbst wohl kräftig mithalf, was die Sache jedoch keinesfalls erträglicher macht. Denn gleichzeitig Bein zeigen, singen, seelenvoll in unergründliche Fernen gucken, sich als femme fatale auf der Bettstatt räkeln und dabei noch mit zärtlicher Hand über die Photographie einer Fußballmannschaft streicheln, nachdem man soeben einen Syrtaki aufs Parkett improvisierte, und all das mit Zigarette und zu Grammophonbegleitung (Realismus!), das ist mehr, als selbst einem Mifune abzuverlangen wäre. – O heiliger Lubitsch, steh‘ uns bei wider einen solchen uneleganten Eklektizismus ohne Esprit, der allenfalls zu erklären ist durch blinde Verliebtheit des Regisseurs in seine Heldin, deren Schönheit die Defizite ihrer Kunst eben doch nicht auszubalancieren vermag.

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