Der Port Cultural Cetate erhob sich aus der Asche des ehemaligen Getreidehafens, der um 1880 herum angelegt worden war, in jenen Tagen, als Weizen nicht wie heute dem Asphalt entsprießen konnte und in Wien die Croissants mit dem Mehl gebacken wurden, das mit dem Raddampfer aus Cetate gebracht wurde.
1945 wurde der Hafen geschlossen und seine Gebäude in Kasernen der Grenzpolizei umgewandelt, während der Weizen unerwarteterweise seinen abenteuerlichen Weg moskauwärts nahm. Die im Hafen registrierten Getreidehändler, etwa eintausend, darunter eine große Anzahl Juden und Griechen, wählten entweder die Emigration, oder sie verschmachteten in kommunistischen Gefängnissen.
Nach der Revolution vom Dezember 1989 wurde das Hauptgebäude, ein Werk italienischer Architekten, von den Anwohnern verwüstet und zu einem Stall für zwölf Schweine und zwei Kühe entfremdet.
So sah es aus, als ich zufällig darüber stolperte – ohne Türen, ohne Fensterscheiben, ohne Dach, ohne alles, mit dem verzweifelten Aussehen einer verwahrlosten Dame von hoher Geburt, deren stummer Protest die Klage der von Sinan Paschas Bashi-Bazouks vergewaltigten Gemahlin eines rumänischen Fürsten in den Sinn bringt: »Weh und Ach, die Heiden haben mich entehrt!«
Das Geld aus dem Verkauf meiner Anteile an einem politischen Satiremagazin namens Academia Caţavencu, für das ich acht Jahre lang wöchentliche Leitartikel verfaßt hatte, erlaubte es mir, 1997 die Ruine zu erwerben und sie in einen Hafen für die Künste umwandeln zu lassen. Anstelle von Korn versuchen wir nun, unsere Scheunen mit Bildhauern, Schriftstellern, Malern und Musikern zu füllen. Als im Jahr 2000 die Regierung Rumäniens sich daranmachte, die Idee eines Themenparks in Transylvanien zu vermarkten – Dracula Park – konterten wir polemisch mit der Gründung eines Engelparks am Ufer der Donau, voll von Engelsstatuen, in der Annahme, daß Rumänien nicht der ausschließliche Sitz des Teufels wäre – auch Engel müßten hier herumgegeistert haben, zumindest marginal.
Auf der anderen Donauseite liegt Bulgarien, Serbien ist nur ein paar Kilometer entfernt, und die Einwohner von Cetate behaupten, die Hähne hier krähten dreisprachig – serbisch, bulgarisch und rumänisch –, was den Gedanken an einen multinationalen Kulturhafen auf den Ort hier passen läßt wie ein Handschuh.
Die Brennöfen für unsere Keramik wetteifern mit Öfen, in denen Böcke gebraten werden (aus dem Hof, den ein Dichter betreibt, der seinen Verstand an die Landwirtschaft verloren hat), während die erhitzten Tiraden auswärtiger Autoren von dem Wein gekühlt werden, der direkt aus den Weinbergen Dinescus kommt. Bedenkt man alles, ist Dinescu der Weinhändler gleich Rimbaud wenig anderes als ein Säugling. Habt also keine Bedenken und schmückt seine bescheidene Wohnstatt mit eurer Gegenwart.
Ich versichere euch, daß alle künstlerischen Ereignisse hier treu begleitet werden, gemäß den Gepflogenheiten – durch die benachbarten Wälder, den Donaufluß, die Spatzen und die Krähen – deren Hang zur Kultur schon sprichwörtlich ist