Am Nullpunkt angelangt

Kaum einer wird dort noch nicht gewesen sein. Hier aber hat die Metapher einen Ort, und es ist dieser durch ein Schild am Ufer ausgewiesen, auf dem groß und deutlich eine Null steht. Anders als alle anderen Flüsse wird nämlich die Donau entgegen ihrer Flußrichtung gemessen, also von der Mündung in Sulina am Schwarzen Meer aus bis zu ihrem etwas dubiosen Ursprung im Schwarzwald – der genaue Ort der Donauquelle ist eine umstrittene Angelegenheit und gab im 19. Jahrhundert tatsächlich Anlaß zu einer ganzen Reihe von Prozessen; Otto Rombach machte dies zum Gegenstand eines seiner historischen Romane (Der standhafte Geometer, Stuttgart, Berlin 1938). Hier, am Kilometer Null, enden nun also die düsteren Salzfluten des Schwarzen Meeres, es endet die Kühnheit der Seefahrt, es ist vorbei mit den Fährnissen um Wind und Wetter, es weicht die weite Freiheit des Meeresspiegels der Eindimensionalität des trägen Flußlaufs.

Die INO, nicht eben auf die Imponderabilien der Seeschiffahrt ausgelegt und außerhalb der heimischen Lagune immer ein wenig fremdelnd, wird sich von nun an wohl besser ins Bild fügen – doch ein richtige Binnenschiff ist sie ja auch nicht mit ihrem Tiefgang von einsachtzig. Sie wird sich in ihr neues Schicksal eingewöhnen müssen.