Brücken der Freundschaft

›Brücken der Freundschaft‹ gibt es eine beachtliche Anzahl, und man fragt sich, wie groß der Anteil an Euphemismus sein mag, der in den einzelnen Fällen dem Bauwerk zur Namensgebung verhalf, und man mag sich auch fragen, ob das Verbindende, das einer Brücke ja grundsätzlich eignet, nicht schon den Kern des Freundlichen, ja Freundschaftlichen in sich birgt und sich eine ›Freundschaftsbrücke‹ somit als ein Pleonasmus erweisen würde. Denn wer hätte ob solch hochgestimmter Brückenmetapher je auf eine Benennung wie etwa ›Brücke der Zwietracht‹ verfallen können?
Nicht lange ist es her, daß wir unter einer solchen ›Brücke der Freundschaft‹ hindurchfuhren, und um der Vollständigkeit der Erfahrung einige Tage später auch noch darüber, jenes mit der INO, dieses im Taxi. Es ist hier die Rede von der Brücke, die zwischen Giurgiu und Ruse, dem uns als Rustschuk besser bekannten Geburtsort Canettis, die Donau überspannt und auf hunderte von Kilometern die einzige Straßenverbindung zwischen Rumänien und Bulgarien herstellt.

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Frühlings Erwachen in Giurgiu

Nein, die Vögel zwitschern noch nicht, es bellen allenfalls des Nachts die Straßenköter, aber die sind keine Frühlingsboten. Auch will noch kein frisches Grün die kahlen Äste zieren – es herrscht Winter, ungeachtet der frühlingshaft-freundlichen Witterung. Was hier erwacht, ist die INO, die ihren unvorhergesehenen, den ungewohnt niedrigen Ständen der Donaupegel im vergangenen Herbst geschuldeten Winterschlaf über alle Erwartungen gut überstanden hat, ohne Schäden, recht eingestaubt zwar, aber sonst in bester Kondition.

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Vom Hängen-, Stecken-, Stehen-, Liegen- & Sitzenbleiben, oder ›Heimat, deine Sterne!‹

Der geneigte Leser kann sich eines davon aussuchen. Jedes davon beschreibt die Lage der INO, seit nunmehr drei Wochen bei Kilometer 500 auf der Donau und auf unbestimmte Zeit. — Neben das Hängenbleiben hat die Sprache das Herum- und das Durchhängen gesetzt, was zwar nicht den Zustand des Schiffs, dafür aber um so besser den der Besatzung beschreibt.
Doch der Reihe nach: Die Hoffnung und Verheißung des Deltas, nach den schwankenden Fährnissen der Seefahrt nähme nun die Fahrt auf den ruhigen Fluten der Donau einen gleichmäßigen und sozusagen gemütlichen Lauf, erwies sich recht bald als trügerisch; in der Folge des nahezu niederschlagslosen Sommers sind die Pegel auf historische Tiefstände gesunken, ist der Verkehr so gut wie zum Erliegen gekommen und die Fahrt zu einer Folge nervenauf- und –zerreibender Zitterpartien geworden. Größere Unheil freilich blieb erspart – zweimal nur sind wir aufgesessen, einmal beim Versuch, einem entgegenkommenden Schubverband auszuweichen, was uns an einem kritischen Punkt zum Verlassen der Fahrrinne zwang, und einmal völlig unerwartet an einer Stelle, wo solches eigentlich ausgeschlossen hätte sein müssen. In beiden Fällen ging es ohne Schäden ab, doch wuchs ein unbehagliches Gefühl der Unsicherheit. 

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