Architektur als Zeitreise: Der denkwürdige Eklektizismus der Handelskammer in Mantua

Aldo Andreani, Palazzo della Camera di Commercio, Mantua, Blick von der Treppe durch die lucerna in die Loggia del Mercato
Spätestens seit Prousts Beschreibung der Kirche von Combray im 1913 erschienenen ersten Band der Recherche können wir uns den Raum der Architektur als einen vierdimensionalen denken, seine drei überkommenen Dimensionen erweitert um eine vierte, die der Zeit. Proust hat jedoch nicht in erster Linie die Architektur im Sinn – er läßt ein vieldimensionales Bild entstehen, das der Erzäh­lende aus seiner Kindheit her im Gedächtnis hat und in dem sich individuelle und kollektive Erinnerung verweben. Kunst- und Kultur­ge­schich­te, Geschichte überhaupt; die Kirche der Kindheit mit ihren Gräbern, Tapis­serien und Glasfenstern, ihren Spuren von Zeit und Verfall, ihren Schichten und Überlagerungen entbirgt Frü­hestes, nicht individuell Erinnerbares. Ferne und fernste Vergan­gen­heit wird beschwo­ren, Mittelalter, selbst pagane Tradition – er geht zum Platz der Familie in der Kirche »wie durch ein von Feen bewohntes Tal, in dem der Landmann mit Staunen an einem Fel­sen, einem Baum, einem Teich die noch greifbare Spur ihres geisterhaften gelegentlichen Erscheinens erkennt«.

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