Klaus Albrecht Schröder, seit 1999 Direktor der Albertina, gab nicht nur einst in öffentlicher Rede von sich, der Hemmschuh seines Hauses seien dessen Bestände von mehr als einer Million graphischer Blätter – eine doch sehr bemerkenswerte Aussage für den Leiter der wohl bedeutendsten aller Graphischen Sammlungen –, er steht auch wie kein anderer für einen signifikanten, ja tatsächlich revolutionären Wandel des Verständnisses vom Original, oder genauer: einer kopernikanischen Wende im Verhältnis von Original und Reproduktion. Dies hat, wie könnte es anders sein, zumindest mittelbar mit der Digitaslisierung und der mit ihr verbundenen Ausweitung der Manipulationsmöglichkeiten der Bilder zu tun. Grundsätzlich, so denkt man sich, habe es das Ziel der Reproduktion zu sein, dem Original so nahe zu kommen, wie die technischen Möglichkeiten es erlauben. Der Einspruch, daß hier, bedingt durch die Technik, unweigerlich ästhetische Entscheidungen getroffen werden müssen, ist nicht von der Hand zu weisen, doch geht es uns nicht um das Ergebnis, sondern um Absicht und Legitimation. „In der Albertina. Eine Wiener Schmähung“ weiterlesen
Grüße aus dem Naturhistorisches Museum Wien
Muzeul Național de Geologie, Bukarest 2
Muzeul Național de Geologie, Bukarest 1
Drei Museen in Tirana
1. Muzeu Historik Kombëtar, Nationalhistorisches Museum
Das größte Museum des Landes, mit angeblich über einer Million Besucher im Jahr, von denen sich jedoch keiner zeigte, als wir am späten Sonntagvormittag dort waren. Erste Abteilung Frühgeschichte und Antike, bei den Exponaten schwer zu unterscheiden, ob es sich um alte Stücke oder um gipserne Abgüsse handelt – eine etwas unsaubere Mischung aus Konservatorenpalast und Museo della civiltà romana. Wie zu erwarten eine patriotisch-heroisierende Skanderbeg-Abteilung, bei der alles aus Faksimiles oder Nachempfundenem bestand, bis hin zu Schwert und Helm. Danach nur noch Helden und Märtyrer, in Arrangements, die aussehen, als habe sich Boltanski von ihnen inspirieren lassen. Bilder von Individuen, entweder als Strecken enstellter blutverkrusteter Leichen oder in langen Reihen unscharfer Porträts von Heroen des Partisanenkampfs, jeweils mit kurzem Lebenslauf und, in einer Vitrine, ein Kleidungsstück und die Waffe des Porträtierten. Auch Opfer der Hoxha-Diktatur sind vertreten, und es ist in diesem unmittelbaren Nebeneinander auffällig, wie sehr sich die Bilder der beiden Abteilungen gleichen, wie ununterscheidbar sie sind. Was bleibt, ist der bedrückende Eindruck einer allumfassenden Gewalttätigkeit, fast ist man geneigt, von einer Kultur der Gewalt zu sprechen. Am Ende dieses Komplexes (dessen Unterteilung in die verschiedenen Epochen der Gewalttätigkeit ohne die Beschriftungen nicht erkennbar ist) Kriegsbeute: Waffen und Gerät aus den Beständen der Wehrmacht. Folgt, wenig organisch, eine kleine Kollektion von Ikonen, schließlich noch, mit großen farbigen Photographien diesmal, ein Raum, in dem das Hohelied von Mutter Theresa gesungen wird und der aussieht wie ein Messestand.