Verspätete Miszellen zum Carneval

Der veneziano im carnevale

Venezianer sucht man hier vergeblich – sie scheinen für die Zeit des Carnevals die sinkende Stadt verlassen zu haben. Die Hoffnung, sie könnten sich vielleicht hinter der Anonymität der allgegenwärtigen Masken verborgen halten, zerstiebt, wenn diese den Mund aufmachen: Mehr als die Hälfte spricht deutsch, die anderen unterhalten sich auf amerikanisch oder französisch. Freilich finden sich auch Italiener, wir wollen nicht allzu polemisch sein.

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EINE BEMERKENSWERTE BEOBACHTUNG

Vor der Punta della Dogana, am frühen Abend

unlängst bei der festa del Redentore. Bei diesem Anlaß, der, wie alles in Venedig, die Massen der Touristen anzieht, sind die Venezianer dennoch unter sich. Schieben sich jene in Erwartung des großen Feuerwerks auf Zattere hin und her, stehen sich am Markusplatz die Beine in den Bauch, drängen sich auf der Riva degli Schiavoni, schubsen sich an der Punta della Dogana, quetschen sich über die eigens errichtete Schiffsbrücke hin­über zur Giudecca, so versammeln sich die Venezianer auf dem Wasser. Was immer Zugang zu einem Boot hat – früher hätte man sagen können: Wer immer ein Ruder halten kann – versucht, sich rechtzeitig im Bacino di San Marco oder im Canale della Giudecca einen guten Platz zu sichern, um das mitternächtliche Spektakel aus der rechten Perspektive mitbekommen zu können. „EINE BEMERKENSWERTE BEOBACHTUNG“ weiterlesen

45°27’39’’N/12°15’40’’O – ALLES EINE FRAGE DER PERSPEKTIVE

Nimmt man von Mestre, sofern man sich nicht ganz gezielt der kalten Dusche banaler Wirklichkeiten aussetzen will – oder sofern man nicht dort Quartier zu nehmen gezwungen ist, weil das Budget für Venedig nicht langt – nur das Gewirr der Hochstraßen und dubiosen Parkplätze wahr, wo einem vor der Feerie Venedigs noch einmal so recht das Bild der Wirklichkeit der Welt vor Augen geführt wird, so wird man von Marghera kaum je auch nur gehört haben. „45°27’39’’N/12°15’40’’O – ALLES EINE FRAGE DER PERSPEKTIVE“ weiterlesen

DER ANSTIEG DES LAGUNENSPIEGELS

wird wohl nicht zum Untergang Venedigs führen. Die Freude über diese Nachricht ist jedoch verfrüht: Für die Zerstörung der Stadt muß man keine globalen Ursachen bemühen – die Region selbst stellt alles, was es braucht, im Überfluß zur Verfügung. Betrachtet man die sich rasant beschleunigenden Einbußen an der Substanz während der letzten Jahrzehnte, ja Jahre, so besteht Grund zur Annahme, die Stadt werde, noch bevor sie die Chance zum Versinken bekommt, verrottet, zernichtet und buchstäblich zerfallen sein.  Zwei Substanzen ist dies zu verdanken: HNO3 und H2SO4 – Salpetersäure und Schwefelsäure also. Zerfrißt diese den Marmor, so läßt jene die Ziegelsteine zerbröckeln.

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