Eine erste Begegnung mit Seeräubern

Ein Seeräuberschiff kreuzte gestern abend bei Treporti unseren Kurs, ein falscher Corsar, eine der zahllosen Ausgeburten erbärmlicher Phantasielosigkeit, mit denen der Tourismus Venedig und die Lagune zu überschwemmen sich nicht geniert. Schon häufiger hatten wir diese nautische Mißgeburt im Giudeccakanal ausmachen können – es muß sich dabei um die Jolly Roger gehandelt haben, beworben als detailgetreuer Nachbau einer venezianischen Galeone, »im modernen Gewand« freilich, mit ärmlich kurzen Masten und wie Schabracken über Vorhangstangen drapierten angedeuteten Segeln, dazu einem auf das viel zu niedrige Achterkastell gesetzten ringsum verglasten Führerstand, um nur das aus der Ferne ins Auge springende zu erwähnen, und so alles in allem bestens geeignet »als exklusive Location für Events verschiedenster Art«, in der Regel mehrmals täglich stattfindende anderthalbstündige Mottoparties für Groß und Klein, die am Ende in einer spannenden Seeschlacht gipfeln. Wem mag ob dieses Beitrags zur Degradierung Venedigs zu einem Themenpark nicht sogar die Lust an Fälschungen vergehen? Und dabei führte sie nicht einmal einen Jolly Roger, sondern hatte bloß eine rote Persenning aufgespannt, damit auch ja keiner der Piraten naß würde.

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Verspätete Miszellen zum Carneval

Der veneziano im carnevale

Venezianer sucht man hier vergeblich – sie scheinen für die Zeit des Carnevals die sinkende Stadt verlassen zu haben. Die Hoffnung, sie könnten sich vielleicht hinter der Anonymität der allgegenwärtigen Masken verborgen halten, zerstiebt, wenn diese den Mund aufmachen: Mehr als die Hälfte spricht deutsch, die anderen unterhalten sich auf amerikanisch oder französisch. Freilich finden sich auch Italiener, wir wollen nicht allzu polemisch sein.

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