Unser treuer Baedecker, ›Dalmatien und die Adria‹, Leipzig 1928, der verläßlich benennt, was es noch gibt und der ebenso verläßlich aufzeigt, was alles verschwunden ist, empfiehlt beim Besuch der Insel Hvar einen Nachmittagsausflug im Segelboot zur »von üppigstem Pflanzenwuchs umrahmten Bucht Palmisana auf der Nordseite der Insel Sv. Klement (San Clemente), mit dem Sandstrand Vinogradišće«, wozu allerdings zuvor die Erlaubnis des Besitzers, Prof. Eugen Meneghello in Hvar einzuholen sei.
Eugen Meneghello, Botaniker und Mathematiker, begann 1906, noch unter österreichischer Herrschaft also, die Insel zu einem botanischen Garten auszugestalten. Ob sie, wie behauptet wird, schon seit Jahrhunderten im Besitz seiner Familie gewesen war, sei dahingestellt – Tatsache ist, daß er hier eine Art Klein-Mexiko schaffen wollte, ein europäisches Neu-Mexiko in Gestalt eines botanischen Exilkongresses mesoamerikanischer Pflanzen. Welchen Umständen es zu verdanken ist, daß sein Werk nicht nur die Wirren des Zweiten Weltkriegs, sondern auch die Repressalien des Tito-Kommunismus überstand und selbst den Übergang in den ausufernden touristischen Kapitalismus bewältigte, böte den perfekten Stoff für eine breit angelegte Familiensaga. Heute jedenfalls ist Palmišana ein Familienunternehmen mit Marina, Hotel und Restaurants, und das Garn des Gründungsmythos vom leidenschaftlichen Botaniker und seinen unbeugsamen Nachfahren wird gern und wirkungsvoll gesponnen. Der Garten selbst gerät dabei freilich ein wenig in Vergessenheit – sich selbst überlassen, wildert er wenig glücklich vor sich hin, die Flüsse von Energie und Mitteln scheinen nicht in seine Pflege und Erhaltung gelenkt zu werden.