Heidschi Bumbeidschi, Mimar Sinan und die Knabenlese

Wem abends von der Mutter vorgesungen wurde, der wird sich nicht ohne Schaudern eines Liedes erinnern, so recht angetan, die Kinderseele mit Angst und das Dunkel des Kinderzimmers mit Schreckgestalten zu füllen. War schon die erste Strophe schlimm genug, in der die Mutter in die Rolle einer Fremden schlüpfte, um aus deren Perspektive dem Kind von ihrer, der Mutter, Fortgang ohne Wiederkehr zu berichten, so tat sich in der letzten ein anderes, noch gesteigertes Horrorszenario auf, in gespiegelter Symmetrie:
Der Heidschi Bumbeidschi is kumma
und håt ma mein Biable mitgnumma;
er håt ma’s mitgnumma und håts neamer bråcht,
drum winsch i mein’ Biaberl a recht guate Nåcht!
Åber heidschi bumbeidschi bum bum,
åber heidschi bumbeidschi bum bum.

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Große Männer und der Alkohol

Mustafa Kemal Atatürk war nicht nur ein unbezweifelbar großer Mann, er war auch ein großer Trinker, und es ist schwer zu sagen, ob zwischen beidem ein Zusammenhang besteht. Sein aktueller Nachfolger im Präsidentenamt scheint aber eine solche Vermutung zu bestätigen, denn er trinkt nicht, vermutlich nicht einmal heimlich.

Ein verengendes Panorama

Vor acht Jahren, 2010 war es, daß Istanbul die Rolle der Europäischen Kulturhauptstadt übernahm. — Zur Erinnerung: Ziel dieser Einrichtung ist es, den Reichtum, die Vielfalt und die Gemeinsamkeiten des kulturellen Erbes in Europa herauszustellen und ein besseres Verständnis der Bürger Europas füreinander zu ermöglichen – so wenigstens ist es in Wikipedia zu lesen, und in diesem besonderen Fall war es das erklärte Ziel, die Türkei näher an Europa heranzuführen. Ob Melina Mercouri, auf deren Initiative die alljährliche Ausrufung einer kulturellen Hauptstadt Europas zurückgeht, bei ihrem Vorstoß auch die ehemalige Hauptstadt des Osmanischen Reiches in betracht gezogen hatte, wird sich kaum herausfinden lassen.

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Deutschland von außen

Der Mechaniker in Volos, dem es gelang, den Generator der INO wieder in Schwung zu setzen – seine Kollegen in anderen Häfen waren an dieser Aufgabe allesamt gescheitert – wollte partout nicht von seiner Überzeugung lassen, die Deutschen kauften sich lieber ein neues Motorrad, als mit ihrem alten zur fälligen TÜV-Prüfung zu gehen. Genausowenig ließ sich in Istanbul der Mann, der uns Paneele von Solara verkaufte, einem in Hamburg ansässigen Hersteller von Solaranlagen, von seinem Glauben abbringen, eine Flasche Mineralwasser sei in deutschen Supermärkten nicht für weniger als drei Euro und fünfzig Cent zu bekommen.