Davide sagt von sich selbst, er würde bezahlt per lavorare, non per pensare. Trotzdem beginnen viele seiner Sätze mit pensavo, gefolgt von einer kleinen Kunstpause. Ihn deshalb einen Rhetoriker zu nennen, träfe dennoch nicht zu, obwohl er seine Überlegungen mit großer Geläufigkeit in ausufernde Wortmengen zu kleiden pflegt. Zwischen diesen Phasen wortreichen Nachdenkens arbeitet er für drei, wobei er hin und wieder unerwartet kurze laute Liedfetzen von sich gibt, eigene Erfindungen häufig, aus denen Motive aus Avanti o popolo! und Va pensiero herausstechen. Seine Arbeit ist effizient, genau, ökonomisch, er weiß exakt, was zu tun ist, weiß, wie man es macht, weiß auch, wie es zu machen ist, wenn das eigentlich Notwendige nicht zur Verfügung steht. Mit einem allenfalls rudimentär ausgestatteten Arsenal an Werkzeug und Gerät kommt er aus: Schweißapparat, Trennschneider, Flex (Funkensprühendes scheint er zu bevorzugen, ein plebejischer Hephaistos), ein großer Hammer, ein paar Schraubzwingen. Er kommt kurz nach 7, macht zu Mittag eine halbe Stunde Pause, geht meist gegen 6. Ihm bei der Arbeit zuzuschauen, ist ein Vergnügen, und fragte man sich zuvor, wie er wohl eine Aufgabe lösen würde, deren Kompliziertheit einem gestandenen Ingenieur den Schweiß auf die Stirne treiben würde, ist man hinterher verblüfft, wie schnell und einfach sich die Sache bewältigen ließ. So etwa der Einbau der Ankerklüse: die Form des Lochs zu bestimmen, das sich aus der Durchdringung des Rohrs mit dem Rumpf ergibt, ist eine Herausforderung selbst für fortgeschrittene Jünger Guarino Guarinis, wenn man bedenkt, daß das Rohr in allen drei Achsen geneigt und auch die Außenwand selbst in allen drei Richtungen schief und außerdem noch verzogen ist – daß die INO, so, wie sie im Augenblick aufgebockt ist, keine Anwendung der Wasserwaage erlaubt, ist da noch die geringste der Schwierigkeiten. Davide nun nahm das Rohr, trennte es nach Augenmaß mit dem Schweißbrenner schräg ab, stellte es aufrecht neben den Rumpf, arbeitete es, wiederum nach Augenmaß, ein wenig nach, schweißte zwei herumliegende Bleche als Abstandshalter fest, wuchtete es zusammen mit Aldo, der ihm zur Hand geht, an die richtige Stelle (mit Kreide hatte er sich zuvor ein Achsenkreuz auf den Rumpf gezeichnet), punktierte es, überprüfte, immer noch mit dem Auge, die verschiedenen Neigungen, fuhr den Umriß des Rohrs, das nun nahezu perfekt an der Wandung anlag, mit Kreide nach, nahm das Rohr wieder ab, schnitt die leicht verzogene Ellipse aus. Das Rohr saß, mit geringem Spiel, und traf auch genau an der vorgesehenen Stelle auf das Stahlblech des Decks. Kaum mehr als eine halbe Stunde hatte die Angelegenheit in Anspruch genommen. Im Grunde war das alles ganz einfach. [fb]