Apoxyomenos II

Bekannte unerwartet zu treffen ist bekanntlich eine durchaus ambivalente Angelegenheit – ein so knappes wie komplexes Doppelpalindrom beschreibt dies treffend: »A, die Ida! – I, da Adi!« Dem armen Striegler aus Klein-Lötzing nach so kurzer Zeit schon wieder über den Weg zu laufen, war somit nicht unbedingt erfreulich, zumal die erste Begegnung noch nicht richtig verdaut war. Doch sollte beim zweiten Mal alles anders sein. Der architektonische Rahmen war diesmal keineswegs ein peinlicher, ganz im Gegenteil: Die Kirche des hl. Donatus in Zadar ist einer der Räume, in denen einem der Atem stockt – im frühen 9. Jahrhundert von eben jenem Donatus als Dreifaltigkeitskirche erbaut, vereint sie die Disposition der nur wenige Jahre zuvor fertiggestellten Aachener Pfalzkapelle mit byzantinischen Einflüssen, wobei die typologische Rafinesse darin besteht, daß das karolingische Vorbild selbst sich auf San Vitale in Ravenna bezieht, einen Bau, der sich nicht an Kirchentypen orientiert, sondern an dem von Justin II. errichteten Chrysotriklinos, der heute nur noch aus der Literatur bekannten Empfangshalle des Kaiserpalasts in Konstantinopel. „Apoxyomenos II“ weiterlesen