Frühlings Erwachen in Giurgiu

Nein, die Vögel zwitschern noch nicht, es bellen allenfalls des Nachts die Straßenköter, aber die sind keine Frühlingsboten. Auch will noch kein frisches Grün die kahlen Äste zieren – es herrscht Winter, ungeachtet der frühlingshaft-freundlichen Witterung. Was hier erwacht, ist die INO, die ihren unvorhergesehenen, den ungewohnt niedrigen Ständen der Donaupegel im vergangenen Herbst geschuldeten Winterschlaf über alle Erwartungen gut überstanden hat, ohne Schäden, recht eingestaubt zwar, aber sonst in bester Kondition.

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Mediterraner Kulturpessimismus, oder: Von Harz bis Hellas nur Bekanntes

Vor einigen Jahren, im Zuge einer baugeschichtlichen Photokampagne in Mantua, verschlug es uns nach Peschiera del Garda, einen Ort, den wir sonst wohl eher gemieden haben würden, hielte hier nicht der Nachtzug nach München. Für das Abendessen stand eine beachtliche Zahl an Restaurants zur Auswahl – der Ort ist auf einen großen Andrang von Touristen eingestellt, hauptsächlich deutscher. Die Speisekarten wiesen ausschließlich italienische Gerichte auf, was insofern nicht ganz selbstverständlich ist, als die Ufer des Gardasees ja vor noch nicht allzulanger Zeit mit Etablissements überschwemmt waren, die mit ›deutschem Kaffee und Kuchen‹ warben. Sollte sich hieraus auf einen Wandel schließen lassen, vom ängstlichen Bestehen auf Heimatlich-Vertrautes hin zu einer Offenheit für das Fremde, einer um sich greifenden Neugier auf das Authentische, Ungewohnte, Unbekannte, dessen Ort die Fremde ja ist?  „Mediterraner Kulturpessimismus, oder: Von Harz bis Hellas nur Bekanntes“ weiterlesen

INO Bibliothek: Neuzugänge V

Die INO wird auf ihrer Fahrt zwar das eine oder andere Buch mitführen, jedoch den Anspruch auf eine Bordbibliothek keinesfalls erheben können. Diese wird also aus Vorschlägen bestehen, aus einem virtuellen Katalog, der während der Dauer der Fahrt erstellt wird. Wer immer sich berufen fühlt, ist eingeladen, seinen Beitrag zu leisten, der, wie es sich gehört, aus dem Namen des Autors, Titel, Erscheinungsort und -jahr bestehen soll sowie einer kursorischen Notiz, die den Zusammenhang zum Projekt der INO herstellt. Die Beiträge bitte an kontakt@ino-art.eu.

Breydenbach, Bernhard von, Peregrinatio in terram sanctam, Mainz 1486. Dt.: Die heyligen reyßen gen Jherusalem zuo dem heiligen grab … , Mainz 1486. — Über Venedig ins Gelobte Land, mit Bildern.
 
Calvino, Italo, Le città invisibili, Turin 1972. — »Dice [Kublai Kan]: – Tutto è inutile, se l’ultimo approdo non può essere che la città infernale, ed è  là in fondo che, in una spirale sempre piú stretta, ci risucchia la corrente. E [Marco] Polo: – L’inferno dei viventi non è qualcosa che sarà; se ce n’è uno, è quello che è già qui, l’inferno che abitiamo tutti i giorni, che formiamo stando insieme. Due modi ci sono per non soffrirne. Il primo riesce facile a molti: accettare l’inferno e diventarne parte fino al punto di non vederlo piú. Il secondo è rischioso ed esige attenzione e apprendimento continui: cercare e saper riconoscere chi e cosa, in mezzo all’inferno, non è inferno, e farlo durare, e dargli spazio.« 
 

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INO Bibliothek: Neuzugänge IV

Die INO wird auf ihrer Fahrt zwar das eine oder andere Buch mitführen, jedoch den Anspruch auf eine Bordbibliothek keinesfalls erheben können. Diese wird also aus Vorschlägen bestehen, aus einem virtuellen Katalog, der während der Dauer der Fahrt erstellt wird. Wer immer sich berufen fühlt, ist eingeladen, seinen Beitrag zu leisten, der, wie es sich gehört, aus dem Namen des Autors, Titel, Erscheinungsort und -jahr bestehen soll sowie einer kursorischen Notiz, die den Zusammenhang zum Projekt der INO herstellt. Die Beiträge bitte an kontakt@ino-art.eu.

Artusi, Pellegrino, La scienza in cucina e l’arte di mangiar bene, Florenz 1891. — Darf nicht fehlen, wo gekocht wird.
Benjamin, Walter, Städtebilder, Frankfurt/M. 1963. — Ein Spitzer zur Schärfung von Blick und Verstand.
Colonna, Francesco, Hypnerotomachia Poliphili, Venedig (Aldus Manutius) 1499. — Wie könnte das schönste aller Druckwerke in einer anspruchsvollen Bibliothek fehlen, die noch dazu eine nur hypothetische ist?

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Die erste Woche

Das Grün der Lagune ist dem Blau der Adria gewichen, die trüben Wasser Venedigs den klaren Istriens. Schon auch ist die Sentimentalität des Abschiednehmens verweht und der Blick zurück nicht mehr von einem leisen Orgelpunkt aus Wehmut untermalt. Nun könnte man also erwarten, das Auge sei so recht erfrischt geradewegs nach vorn gerichtet, neuen Horizonten und großen Zielen entgegen, aber das träfe die Sache auch nicht. Eher zur Seite geht der Blick, gilt dem Unmittelbaren, dem Hier und dem Jetzt. Berlin wird zwar das ferne Ende der Fahrt sein, will sich aber zu ihrem Ziel nicht so recht eignen. So könnte man den berühmten Satz von Konfuzius anführen, wenn der sich nicht so sehr in den falschen Mündern abgenutzt hätte, daß er allenfalls noch zur Sinnspruchstickerei taugt. — Wobei mir in den Sinn kommt, daß er, wenn man’s recht überdenkt, sich als Weißstickerei über dem Führerstand der INO vielleicht gar nicht so schlecht ausmachen würde – wer immer sich also berufen fühlt: Länge 203 cm, Höhe maximal 20. Weißes Leinen, gerne mit einer Andeutung von Posamenten.