„Architektur als Zeitreise: Der denkwürdige Eklektizismus der Handelskammer in Mantua“ weiterlesen
Spätestens seit Prousts Beschreibung der Kirche von Combray im 1913 erschienenen ersten Band der Recherche können wir uns den Raum der Architektur als einen vierdimensionalen denken, seine drei überkommenen Dimensionen erweitert um eine vierte, die der Zeit. Proust hat jedoch nicht in erster Linie die Architektur im Sinn – er läßt ein vieldimensionales Bild entstehen, das der Erzählende aus seiner Kindheit her im Gedächtnis hat und in dem sich individuelle und kollektive Erinnerung verweben. Kunst- und Kulturgeschichte, Geschichte überhaupt; die Kirche der Kindheit mit ihren Gräbern, Tapisserien und Glasfenstern, ihren Spuren von Zeit und Verfall, ihren Schichten und Überlagerungen entbirgt Frühestes, nicht individuell Erinnerbares. Ferne und fernste Vergangenheit wird beschworen, Mittelalter, selbst pagane Tradition – er geht zum Platz der Familie in der Kirche »wie durch ein von Feen bewohntes Tal, in dem der Landmann mit Staunen an einem Felsen, einem Baum, einem Teich die noch greifbare Spur ihres geisterhaften gelegentlichen Erscheinens erkennt«.
Ein Schiff von oben
first trial
Water, water, water II
DEN HAAG
Die Gondel der Zukunft
DER ANSTIEG DES LAGUNENSPIEGELS
wird wohl nicht zum Untergang Venedigs führen. Die Freude über diese Nachricht ist jedoch verfrüht: Für die Zerstörung der Stadt muß man keine globalen Ursachen bemühen – die Region selbst stellt alles, was es braucht, im Überfluß zur Verfügung. Betrachtet man die sich rasant beschleunigenden Einbußen an der Substanz während der letzten Jahrzehnte, ja Jahre, so besteht Grund zur Annahme, die Stadt werde, noch bevor sie die Chance zum Versinken bekommt, verrottet, zernichtet und buchstäblich zerfallen sein. Zwei Substanzen ist dies zu verdanken: HNO3 und H2SO4 – Salpetersäure und Schwefelsäure also. Zerfrißt diese den Marmor, so läßt jene die Ziegelsteine zerbröckeln.