INO Bibliothek: Neuzugänge IV

Die INO wird auf ihrer Fahrt zwar das eine oder andere Buch mitführen, jedoch den Anspruch auf eine Bordbibliothek keinesfalls erheben können. Diese wird also aus Vorschlägen bestehen, aus einem virtuellen Katalog, der während der Dauer der Fahrt erstellt wird. Wer immer sich berufen fühlt, ist eingeladen, seinen Beitrag zu leisten, der, wie es sich gehört, aus dem Namen des Autors, Titel, Erscheinungsort und -jahr bestehen soll sowie einer kursorischen Notiz, die den Zusammenhang zum Projekt der INO herstellt. Die Beiträge bitte an kontakt@ino-art.eu.

Artusi, Pellegrino, La scienza in cucina e l’arte di mangiar bene, Florenz 1891. — Darf nicht fehlen, wo gekocht wird.
Benjamin, Walter, Städtebilder, Frankfurt/M. 1963. — Ein Spitzer zur Schärfung von Blick und Verstand.
Colonna, Francesco, Hypnerotomachia Poliphili, Venedig (Aldus Manutius) 1499. — Wie könnte das schönste aller Druckwerke in einer anspruchsvollen Bibliothek fehlen, die noch dazu eine nur hypothetische ist?

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Bora

The Bora, which is the great disturber of that sea, always arises without the least warning; it attacks seamen with all the violence of a tornado, and permits none but the hardiest to keep the deck. Sometimes it rages for weeks together, and the domain of its greatest fury is comprised exactly within the mouths of Cattaro and the south point of Istria. The Dalmatian, however, accustomed to brave it from childhood, hardens under its breath, and despises the vulgar gales of other seas.

Karl Marx: The Maritime Commerce of Austria. In: New-York Daily Tribune. Nr. 5082, 4. August 1857

Die erste Woche

Das Grün der Lagune ist dem Blau der Adria gewichen, die trüben Wasser Venedigs den klaren Istriens. Schon auch ist die Sentimentalität des Abschiednehmens verweht und der Blick zurück nicht mehr von einem leisen Orgelpunkt aus Wehmut untermalt. Nun könnte man also erwarten, das Auge sei so recht erfrischt geradewegs nach vorn gerichtet, neuen Horizonten und großen Zielen entgegen, aber das träfe die Sache auch nicht. Eher zur Seite geht der Blick, gilt dem Unmittelbaren, dem Hier und dem Jetzt. Berlin wird zwar das ferne Ende der Fahrt sein, will sich aber zu ihrem Ziel nicht so recht eignen. So könnte man den berühmten Satz von Konfuzius anführen, wenn der sich nicht so sehr in den falschen Mündern abgenutzt hätte, daß er allenfalls noch zur Sinnspruchstickerei taugt. — Wobei mir in den Sinn kommt, daß er, wenn man’s recht überdenkt, sich als Weißstickerei über dem Führerstand der INO vielleicht gar nicht so schlecht ausmachen würde – wer immer sich also berufen fühlt: Länge 203 cm, Höhe maximal 20. Weißes Leinen, gerne mit einer Andeutung von Posamenten.

Abfahrt

Wie die Zeit vergeht. Vor einem Jahr hatten wir loszufahren geplant, vor 14 Monaten sogar, wenn man es genau nimmt. Ein ganzes Arsenal an tröstlichen oder spöttischen Sprüchen wird jetzt gegen oder für uns ins Feld geführt werden können, nach dem Muster Was lange währt – doch weiß niemand, ob es jetzt gut wird, oder ob die Sache gutgeht und auch keiner, wie sie ausgehen wird. Morgen allerdings geht es los; Zeit also für das Abschiedskomitee, die Taschentücher zu bügeln, um an der Kaimauer winken und sich auch ein verstohlenes Tränchen aus dem Auge wischen zu können, Zeit für die Blaskapelle, ihr Messing auf Hochglanz zu bringen und noch einmal Muß i denn zu üben, Zeit für die Schlepper von Calderan, im Giudeccakanal Spalier zu bilden und aus allen Rohren in die Luft zu spritzen, und Zeit für die Kanoniere im Forte di Sant’Andrea, ihre größten Stücke für das Salutschießen zu laden. Das alles wäre mehr als angemessen, doch wird es ganz unspektakulär zugehen – wir werden aus aus dem Hafen fahren wie sonst, bloß werden wir nicht mehr zurückkommen.

Frau & Gondel

Ein Supplement zum Beitrag vom 12. Mai

Vergangene Woche wurden in Venedig die neuen Gondellizenzen vergeben, und obwohl eine ganze Reihe von Frauen ihren Hut in den Ring geworfen hatten, gingen die heißumkämpften Konzessionen ausschließlich an Vertreter des starken Geschlechts – es bleibt also wie gehabt bei den zwei lizenzierten Gondelfahrerinnen auf der Reservebank, die einspringen dürfen, wenn die Männer ausfallen. „Frau & Gondel“ weiterlesen

Olbi

Vier Einbände von Paolo Olbi, der hier in Venedig neben seiner Buchbinderei auch eine kleine Druckerei betreibt und Aldus Manutius als nostro zio, sich selbst also als den Neffen des wohl größten aller Drucker bezeichnet. „Olbi“ weiterlesen