Die Mauern von Smederevo

Smederevo, am Zusammenfluß von Donau und Jezava gelegen, war 1428 von dem Despoten Đurađ Branković als neue Hauptstadt Serbiens gegründet worden, nachdem dieser Belgrad hatte an Ungarn abtreten müssen. Die ausgedehnten Befestigungsanlagen, die er im folgenden Jahrzehnt aufführen ließ, sind unverkennbar am Vorbild der Theodosianischen Mauer orientiert, die Konstantinopel tausend Jahree lang zuverlässig vor allen Anstürmen geschützt hatte – nicht nur Form und Anlage, sondern auch die Kombination von Stein und Ziegel folgen dem antiken Modell, letztere jedoch in einer Weise, die die Vermutung nahelegt, es sei entweder der Sinn nicht verstanden worden, nämlich die Erhöhung der Zugfestigkeit der steinernen Mauer durch in regelmäßigen Abständen angeordnete horizontale Ziegelbänder, oder aber es hätten die Erbauer vom Vorbild nur durch Hörensagen Kenntnis gehabt, sind doch die Ziegel bloß einer ornamentalen Wirkung halber in das im übrigen recht grobe Mauerwerk eingefügt, schließen sich an einer Stelle gar zu einer Inschrift zusammen, ohne je als Verband statisch wirksam werden zu können. Ein hübsches Beispiel einer architecture parlante hat man hier also vor sich, ein Bauwerk, das in diesem einen Aspekt nicht anders als zeichenhaft ein anderes beschwört, die Materialwahl ihres konstruktiven Sinns entkleidet und rhetorisch auf die Brauchbarkeit als Zeichen beschränkt.

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Orșova, oder ein hilfloser Versuch über die Trostlosigkeit

Hilflos angesichts ihres Allumfassenden, ihres Ungemilderten, Zeitlosen – nichts kann vor ihr gewesen sein, nichts wird nach ihr kommen: Sie ist ein in unteilbarer Einheit verharrendes Ewiges, und leicht ließe sich sagen, man fühle sich hier, wollte man denn einem Hang zum Sarkasmus freien Lauf lassen, vom Hauch des Erhabenen gestreift. „Orșova, oder ein hilfloser Versuch über die Trostlosigkeit“ weiterlesen